Saatgutvielfalt

Samen unterscheiden sich durch verschiedene Eigenschaften voneinander, denn jede Pflanze produziert ihre Samen so, das für ihre nächste Generation die besten Voraussetzungen gegeben sind. Das heißt schonmal, das die Samen sich in irgendeiner Weise von der Mutterpflanze wegbewegen müssen. So bilden Baumsamen oft Flugorgane aus, z. B. die Berühmten "Nasenzwicker" von Ahornen oder die winzig kleinen, Vogelähnlichen Samen von Birken, damit der Wind die Samen verbreitet. Andere Pflanzen wie das Veilchen produzieren Samen die mit einem kleinen Zuckerdepot verwachsen sind und so mit vorliebe von Ameisen verbreitet werden. Doch nicht nur der Ort ist ausschlaggebend an denen die Samen landen, sondern auch die Zeit. Damit das Saatkorn nicht einfach schon in einem milden Dezember beginnt zu keimen und dann im Januar erfriert, besitzen viele Samen eine sogenannte Keimhemmung, die erst durch einige Wochen kälte (ca. 2 - 7°C) gebrochen werden muss. Bei bestimmten Bäumen aus fremden Ländern gibt es sogar eine entgegengesetzte Keimhemmung, bei der die Samen erst erhitzt werden müssen, was in der Natur durch Waldbrände geschieht, damit sie keimen können. Der wichtigste Unterschied aber für den Privatgärtner ist jedoch der Unterschied zwischen Licht und Dunkelkeimer. Salat gehört beispielsweise zu den Lichtkeimern und kein Same würde aufgehen, wenn man ihn im Boden vergräbt. Dicke Bohnen hingegen, würden einfach vertrocken, wenn sie auf der Erdoberfläche liegen und können gerne einen Finger tief in die Erde gesteckt werden.

Vorkultivieren oder Direkt aussäen?

Unter Vorkltur meint man, das die Samen erstmal in kleinen, eigenen Töpfchen oder in einer Aussaatschale ausgebracht werden. So können sie ohne die Konkurenz von Wildkräutern oder die manchmal herausfodernenden Umstände von Wind und Wetter, geschützt keimen und heranwachsen. Dies ist in jedem Fall bei wärmebedürftigen oder langsam keimenden Pflanzen zu empfehlen. (Tomate, Paprika, Aubergine, Gurke, Kürbis, Zuccini, Physalis, Melone etc.) Auch wer nicht viel Platz im Garten hat, z.B. nur in einem Hochbeet gärtnert, der sollte sein Gemüse vorkultivieren, weil es so möglich ist, den Platz maximal auszunutzen und während ein Gemüse noch im Beet steht, das andere schon in der Anzuchtschale heranwachsen kann.
Direkt gesät sollten in jedem Fall alle Wurzelgemüse wie Karotten, Pastinaken, Schwarzwurzeln oder Petersilienwurzel werden. Da diese schon im Jungendstadium tiefe Pfahlwurzeln in den Boden treiben. Diesen Raum können wir ihnen in Anzuchttöpfchen kaum zur verfügung stellen und die Wurzeln würden dann komisch verformte gebilde werden. Allerdings gilt es zu bedenken, das viele dieser Kandidaten zu den Doldenblütlern gehören (Karotte, Pastinake u. Petersilie) und daher eine sehr lange Keimdauer haben (bis zu 8 Wochen). Um nicht zu vergessen wo ausgesät wurde und so das Jäten zu vereinfachen ist es sinnvoll eine Markierungssaat mit schnellkeimenden Gemüsen wir Radieschen oder Salat in die selbe Saatrinne zu geben. Keine Sorge, durch das Abernten von Radieschen und Co. wird die später auslaufende Saat etwas ausgedünnt, was ihr jeoch eher zu Gute kommt. Außerdem können Hülsenfrüchte wie Bohnen oder Erbsen ebenfalls direkt gesät werden, denn ihre Keimlinge sind meist so kräftig, dass sie den Wildkräutern trotzen und ohnehin erst ab ende April ins Beet kommen, wo sie zügig heranwachsen.

Aussaaten zur Vorkultur - in 8 Schritten


1. Aussaatschale oder Quickpottplatten mit Substrat befüllen o. Erdpressballen vorbereiten.

Wenn wir uns für die Vorkultur entscheiden, so benötigen wir entweder eine Anzuchtschale aus der später pikiert werden muss, Quickpottplatten bei denen jedem Pflänzchen ein eigener Raum zur verfügung stellt oder Erdpressballen. (Wie man letztere Macht könnt ihr hier nachlesen) Außerdem ein Aussaatsubstrat. Dazu eignet sich natürlich gekaufte Anzuchterde oder man mischt sein Substrat selbst (Hier nachzulesen). Dabei ist es wichtig, das die Pflänchen nur sehr wenig Nährstoffe bekommen. Denn die Wurzeln sollen ja zu einem raschen, dichten Wachstum angeregt werden, was am besten gelingt, wenn sie sich auf die Suche nach Nährstoffen begeben.

2. Vorgießen
Angießen der Erde um für Grundfeuchtigkeit zu sorgen. Erdpressballen bsitzen im Regelfall aufgrund ihrer Herstellung bereits genug Feuchtigkeit.

3. Mulden vorbereiten
In die Aussaatschale mit einem Hölzchen kleine Rillen ziehen in Quickpotplatten und Erdballen kleine Löcher stupsen. Dabei gilt: Große Samen tiefe Löcher, kleine Samen flache Löcher.

4. Aussäen
Samen in die vorbereiteten Mulden geben. Bei Aussaatschalen wird nach dem Auflaufen der Saat ab dem Erscheinen der ersten richtigen Blätter pikiert. Das heißt, die stärksten Pflänzchen werden vorsichtig in größere Gefäße umgesetzt. Bei Quickpotplatten oder Erdballen entfällt das Pikieren im Regelfall. Aus diesem grund können gerne zwei oder drei Samen (je nach Größe) in ein Loch gegeben werden. Ist die Saat aufgelaufen, darf nur das stärkste Pflänzchen bleiben, die schwachen werden ausgeknippst.

5. Abdecken
Nach der Aussaat die Samen wieder mit etwas Erde bedecken (bei Lichtkeimern wie Salat nur andrücken) und abschließend gut wässern.

6. Luftfeuchtigkeit
Wärmebedürftige Saaten sollten mit einer Haube abgedeckt werden, so sind sie etwas geschützt und sie Keimlinge können sich unter erhöhter Luftfeuchtigkeit besser entwickeln.

7. Aufstellort suchen
Tomaten, Paprika und Co. keimen am besten bei 20 - 25°C auf der Fensterbank. Die meisten anderen Saaten können bei 10 - 18° aufgestellt weden. Nach dem auflaufen sollten auch Tomaten u. Paprika etwas kühler gestellt werden, da sie sonst, bei der geringen Lichtmenge im Frühjahr zum vergeilen neigen. Damit ist gemeint, das sich die Stängel lang strecken um die Blätter möglichst schnell an Licht zu befördern. Frühjahrsanzuchten von Sellerie und Fenchel sind auch etwas kritisch. Nach der Keimung bei 20 - 25°C sofort kühler bei ca. 16°C aufstellen, da die Pflanzen sonst kurz nach dem Auspflanzen zu schießen beginnen, eine Blüte ausbilden und keine schönen, festen Knollen.

8. Pikieren
Bei genauer Betrachtng wird uns auffallen, das die ersten Blättchen die aus dem Samen sprießen ganz anders aussehen als die späteren Blätter der Pflanzen. Diese sogenannten Keimblätter sind für Botaniker ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal von Pflanzen. Sobald unsere Keimlinge nach den Keimblättern die ersten richtigen Blätter entwicklen, ist es Zeit für's Pikieren. Damit ist gemeint, das die Jungpflanzen in ein größeres Gefäß gesetzt werden. Als Substrat können wir eine Mischung aus Anzuchterde und Blumenerde 1/1 oder eine selbst gemischte Erde benutzen. Es dürfen ein wenig mehr Nährstoffe enthalten sein. In jedem Fall werden Aussaaten in Schalen Pikiert. Dabei nur die kräftigsten Pflänzchen auswäheln und dünne Würzelchen um ein Drittel bis zur Hälfte abknippsen um das Wachstum zu fördern. Bei bestimmten Pflanzen die längere Kulturdauer haben kann aber auch das Pikieren von Quickpot oder Erdpressballen sinnvoll sein. Tomaten werden beispielsweise immer in größer Gefäße gesetzt. Diese dürfen Ausnahmsweise sogar so tief eingesenkt werden, das die Blättchen grade noch über der Erde sind. Wo andere Pflänchen eingehen würden, wenn man sie so vergräbt, bilden Tomaten sogenannte Adventivwurzeln entlange des Stengels.
Nach dem Pikieren nochmal kräftig angießen.